1. Reise 2007
Nur zur Information: wir reden hier über Florida, was erst mal nix anderes ist als Center Parks für Rentner in bester Lage. Und da hier relativ viele europäische Rentner ihr Unwesen treiben, ist der Unterschied zwischen Deutschland und den USA nicht ganz so gravierend, wie in anderen Teilen des Landes. In Naples sind wir gelandet, weil die Hochzeit dort stattfand. Naples ist das Mekka für Rentner in Florida. Reiche alte Damen und Herren, in gediegener Atmo, und genügend Möglichkeiten, das sauer verdiente Rentnergeld auch wieder auszugeben. Dem entsprechend sieht die 5th Avenue in Naples aus, schöne Restaurants mit wunderschönen Geschäften, ist es DIE Meile in Naples zum sehen und gesehen werden. Und man gibt sich Mühe: die Stadt, in dem sie die Bäume und Häuser wunderschön illumiert, mit Lichterketten, wie sie bei uns nur in der Weihnachtszeit zu sehen sind. Und wenn es dunkel wird funkelt und glitzert alles zauberhaft. So wie die Reichen und Schönen, die es der Stadt nachmachen und sich selbst herausputzen, damit sie genauso funkeln und schillern.
Bevor ich es vergessen: ganz wichtige Empfehlung für den Nachtisch: Kilwin's of Naples! 743 5th Ave S
Die Schlange der Menschen geht jeden Abend bis zur Straße hinaus, weil es dort unfaßbar leckeres Eis und Süßwaren gibt.
Für alle, die die Befürchtung haben, Auto fahren in Florida sei vielleicht schwierig: Selbst die Straßen sind rentnermäßig, breit, breit und noch mal breit. Die Regeln dort sind nicht soviel anders und im Netz bei tausend anderen Seiten sehr gut beschrieben. Die für mich witzigste Regel ist: Wenn es an einer Kreuzung keine Vorfahrtschilder gibt, dann heißt es: wer zu erst da ist, fährt zu erst. Und es funktioniert! Wenn ich mir diese Regel bei uns vorstelle, die RTW-Mannschaften müssten massiv aufgestockt werden!
Und es ist ein ganz entspanntes Autofahren. Es wird gecruised! Die Rentner natürlich in standesgemäßen, europäischen, importierten Autos. Für jemanden wie mich, leicht autogeil, speziell amerikanische Pick-Ups und ganz wichtig: Muscle-Car-Fan(!) eine eher öde Veranstaltung.
Gelebt wird nicht wie bei uns, in Stadtvierteln gemischt mit Geschäften, nein, nein! Weit gefehlt! Es werden Wohngebiete hochgezogen, vorzugsweise mit Golfplatz in der Mitte, dicker Zaun drum herum, und wenn es richtig teuer wird, noch mit Wachhäuschen und Wachmann. Und Eintritt nur mit Einladung! Und eben so eine Einladung hatten wir...
Unsere erste Reise begann recht klein. Bzw. kurz. Julia wurde von einer amerikanischen Freundin zur Hochzeit eingeladen. Ihr Mann konnte zu diesem Zeitpunkt nicht, daher fragte sie mich, ob ich nicht Lust hätte mitzufliegen. Die ich NATÜRLICH hatte! Also wurde ein Flug gebucht, so günstig wie möglich, und ein Hotel dazu. Und ein Auto. Was ich noch erwähnen sollte, der Trip war für fünf Tage geplant. Ja ja, ich weiß, fünf Tage, ist jetzt nicht soooo lang für einen Ausflug nach Florida. Hey, aber immerhin fünf Tage!
Also, wir zwei dann Donnerstags Morgens, ich übrigens totaufgeregt, in den Flieger von Düsseldorf nach Frankfurt. Von Frankfurt dann nach Washington. Und von Washington nach Fort Myers. Dauerte nur knapp 23 Stunden, und wir waren kaputt wie sonst was, als wir ankamen. Das wir nur noch Direktflug buchen würden, sollten wir noch mal fliegen, schworen wir uns auf dem Stop in Washington, auf dem Weg quer durch den ganzen Flughafen, auf dem Weg zum nächsten Flieger.
Abends um zehn Ortszeit ins Bett, morgens um fünf wieder wach, lungert man erst mal entspannt im Bett rum und feiert sich, dass draußen vor der Tür 25 Grad warten. Wir sind dann ins Auto und haben uns auf die Suche nach einem Starbucks gemacht, frühstücken. Und dann sind wir gegondelt. Mal hier hin, mal dort hin, wobei Jule sich schon im Vorfeld informiert hatte, wo denn die besten Outletcenter und Shopping-Malls waren. Wir haben die meisten gesehen! Unsere Portemonnaies auch..
Wir haben uns Sanibel Island und Captiva angesschaut, bonbonfarbene Häuschen und mordsmäßige Villen, die Füße in den Sand und in den Ozean gesteckt, und sind Abends mit Freunden in Naples essen gewesen. (Deswegen der Tipp Kilwin's) Nur noch soviel zum Essen in den Restaurants: Man bekommt immer einen Platz und einen Kellner zugewiesen, nicht einfach hinsetzen. Dann wird bestellt, gegessen, sofort bezahlt und wieder gegangen. Nach dem Essen noch ein Wein oder ein Bier trinken ist nicht gewünscht. Dafür aber 10 % Trinkgeld.
Wie oben erwähnt, haben wir zwei Shopping-Malls genauer durchlaufen. Die, die uns am besten gefiel, war das Miromar Outlet's, 10801 Corkscrew Rd, Estero, FL 33928. Es gibt dort die für uns besten Marken, die Atmoshäre ist dort super, und es sieht auch noch wunderhübsch aus.
Am Freitag haben wir uns nachmittags auf den Weg gemacht, um uns "mal eben" die Everglades anzuschauen, bisschen Airboat fahren und ein paar Krokodile zu gucken, klassisch Touri halt. Gut, im nachhinein waren wir wohl zu spontan..
Bis wir so einen Airboattriptypen aufgetan hatten, war es viertel vor fünf. Bis wir uns entschieden hatten, wer von uns die beiden nicht besonders freundlich aussehenden Typen nach einer Tour fragt, war es zehn vor fünf. Julia musste dran glauben und ging höflich fragen. Und bekam genauso höflich die Antwort, dass wir doch mal auf die Uhr gucken sollten, sie hätten Feierabend. Das war es dann mit unserer Airboat-Tour.
Übrigens, nicht zu unterschätzen ist dort die Sonneneinstrahlung. Nicht nur das bei uns Winter, vielleicht so etwas ähnliches wie Frühling war, nein, wir waren natürlich auch weiß wie so ein paar Schneehasen. Und NATÜRLICH haben wir uns ganz gewissenhaft eingecremt. Klar. Deswegen bekam ich von Julia abends, und ich spreche hier von Freitag Abend, sprich 24 Stunden nach unserer Ankunft, den netten Beinamen "Susanne, the Lobster". Ich weiß Julia, danke noch mal dafür, wofür hat man denn schließlich Freunde. Also merke: immer schön eincremen! Die Nähe zum Äquator ist doch ein wenig geringer als bei uns.
Es kam der Abend der Hochzeit. Erst fanden wir den Weg in die Kirche. Und wir reden hier von einer Kirche, die locker 500 Personen Platz bot. Nun, wir waren mit 50 Leuten, von daher hatten wir wenig Probleme mit der Platzwahl. Die Akustik (und ich weiß wovon ich rede!) war wie das Puplikum sehr spärlich und so versuchten Jule und ich zu erraten, bei welchem Teil der Trauung wir gerade Zeuge wurden. Den Kuss haben wir als solchen allerdings gut erkennen können. Immerhin.
Im Anschluß ging es dann raus zur - oh, welch' Überraschung - Hummer-Stretch-Limousine, in welche sich dann das Brautpaar schob. Wir haben uns wirklich bemüht auf keinem Bild mit dieser Limousine zu sein und es ist uns gelungen. Bis zum Empfang und der anschließenden Feier schwänzten Jule und ich dann ein wenig, um dann pünktlich in die heiligen Hallen eines Golf- und Countryclubs mit oben erwähntem Wachhäuschen und Wachmann und Parking-Service - der war echt cool - eingelassen zu werden. Um dort sofort von der plüschig-trutschigen, 80er-Jahre-Wohnzimmereinrichtung mit samt Teppichboden erschlagen zu werden. Hübsch ist anders. Aber was soll's, wir sind in Florida!
Das Essen war lecker, die Gäste waren superfreundlich zu uns und haben uns ganz lieb aufgenommen, die Braut mit den 6 Brautjungfern in passenden Kleidern hatten den Spaß ihres Lebens und man merkte dem Brautpaar an, die beiden waren wirklich glücklich. Und das ist es ja worauf es ankommt!
Am Sonntag nachmittag mussten wir uns ja schon wieder auf den Rückflug machen, daher haben wir den Vormittag genutzt, und uns noch ein wenig am Vanderbilt-Beach rumgetrieben. Der Strand ist super! Toller Sand, super Wasser und zum Leute gucken perfekt! Was will das Frauenherz mehr...
Der Rückweg war ebenso beschwerlich wie der Hinweg, daher erspar ich mir die Einzelheiten. Ich habe es verdrängt. Im Ergebnis stand allerdings für Jule und mich fest, das war nicht der letzte Urlaub an diesem Ort. Man kann über die Amerikaner viel sagen. Und das meiste stimmt wahrscheinlich auch, sie sind schon ein schräges Volk. Aber wir haben uns zu jedem Zeitpunkt super wohl und vor allem auch sicher gefühlt, auch deswegen, weil die Menschen einfach sehr, sehr nett waren. Ob es die Verkäuferin in der Mall war, die Kellnerin im Restaurant oder die Gäste auf der Hochzeit, alle waren immer sehr lieb und freundlich zu uns. Und Florida macht uns neugierig auf mehr, daher folgte Reise Nr. im Jahr 2010. Da könnt ihr dann gerne weiterlesen.
Bis dahin, eure Susanne
P.S. Jule, jetzt bist Du dran!